Günstigere Betreuungsplätze haben positiven Effekt auf die Erwerbstätigkeit von Frauen
Über das Wochenende wurde in den Medien die These diskutiert, dass günstigere Betreuungsplätze keinen Einfluss auf den Beschäftigungsgrad von Müttern hätten. Kibesuisse zeigt auf, dass diese Behauptung nicht haltbar ist. Das Gegenteil trifft zu.
Der Nationalrat wird sich in der Frühjahrssession am 1. März mit dem Entwurf des Bundesgesetzes über die Unterstützung der familienergänzenden Kinderbetreuung (UKibeG) befassen. Medial wirft die Vorlage schon jetzt ihren Schatten voraus.
Begonnen hat es mit einem Artikel in der «NZZ am Sonntag», wonach günstigere Betreuungsplätze nicht dazu führen würden, dass Mütter ihre Arbeitspensen aufstocken beziehungsweise wieder aufnehmen. Diese These wurde in der Folge in verschiedenen Medien aufgegriffen. Doch der Artikel stützt sich einzig und allein auf eine Studie des an der Universität Zürich wirkenden Ökonomieprofessors Josef Zweimüller aus dem Jahr 2021. Das führt zu einer einseitigen und damit fehlerhaften Interpretation der Faktenlage. Denn die Daten beziehen sich erstens auf die Situation in Österreich, die nicht eins zu eins auf die Schweiz übertragbar ist. Hierzulande sind etwa die Kosten für die familienergänzende Bildung und Betreuung enorm hoch, was den sogenannten Abhalteeffekt verursacht.
Zweitens ist die Situation nicht monokausal, wie es in der Studie selbst auf Seite 8 steht. Mehr Betreuungsplätze sind zwar ein zentraler, aber trotzdem nur ein Puzzlestein innerhalb der ganzen Familienpolitik. Drittens hat das Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) im Rahmen der Vernehmlassung des UKibeG eine Auslegeordnung der verfügbaren Studien erstellt. Die Mehrheit der Studien belegen einen positiven Zusammenhang zwischen erreichbaren und bezahlbaren Betreuungsplätzen und dem Beschäftigungsgrad von Frauen. Fazit: Die These in der «NZZ am Sonntag» ist entsprechend zu relativieren.
Der «SonntagsBlick» hat den Gesetzesentwurf ebenfalls thematisiert. In einer Kolumne wird bemängelt, dass die Schweiz in Bezug auf die Familienpolitik in den 50er-Jahren stehen geblieben ist. Weiter wird moniert, dass derselbe Bundesrat, der die Frauen zur Erhöhung der Arbeitspensen aufruft, nun mit einer Ablehnung des UKibeG exakt diese Bemühungen sabotieren würde. Die «Berner Zeitung» hat für ihren Artikel Personen zu Wort kommen lassen, die für die Vorlage eintreten, aber auch solche, die sich dagegen aussprechen.
Zuletzt hat die SRF-Tagesschau über das UKibeG berichtet. Im Beitrag warnt Simon Wey, Chefökonom beim Schweizerischen Arbeitgeberverband, vor der Gefahr, dass bei einer Kürzung des Bundesbeitrags die Kantone ihrerseits bei den Kosten der familienergänzenden Bildung und Betreuung sparen. Für den Berner SP-Nationalrat Matthias Aebischer liegen die Gleichberechtigung, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und der Kampf gegen Fachkräftemangel in der Kompetenz des Bundes.
Nach diesem Wochenende ist klar: Das UKibeG bewegt die Gemüter. Umso wichtiger ist es, dass sich kibesuisse gemeinsam mit seinen Partnern für die Vorlage einsetzt.
Zur Übersicht der Studien zur Korrelation mit Beschäftigungsgrad von Müttern
Zum Artikel im «SonntagsBlick» «Familienpolitik aus den 50er Jahren»
Zum Beitrag in der SRF-Tagesschau «Neues Kita-Gesetz: Kantone sollen mehr bezahlen»