Schulergänzende Tagesstrukturen

Lebens- und Bildungsorte für Kindergarten- und Schulkinder

Schulergänzende Tagesstrukturen wie Tagesschulen, Horte und Mittagstische sind pädagogische Angebote für Kindergarten- und Schulkinder in Ergänzung zum Kindergarten oder zum Schulunterricht.

 

Im Zentrum der SEB steht eine umfassende Bildung. Die Persönlichkeitsbildung und die Entwicklung der Kinder wird durch fachlich fundierte Bildungs- und Betreuungsangebote nachhaltig gefördert. Diese findet in geleiteten und selbstorganisierten Angeboten über Mittag und an Nachmittagen, ausserhalb des Unterrichts und damit ausserhalb des leistungsorientierten Kontextes statt.

 

Als Fach- und Branchenverband ist kibesuisse das Kompetenzzentrum für die schulergänzende Bildung und Betreuung. Fachpersonen und Interessierte finden untenstehend eine Zusammenstellung von Informationen, Grundlagen und Empfehlungen für die Praxis.

 

Wie unterstützt kibesuisse schulergänzende Tagesstrukturen in ihrer täglichen Arbeit?
×
+

Die Fachpersonen von kibesuisse beraten Anbietende von schulergänzender Bildung und Betreuung und ihre Mitarbeitenden und erarbeiten Grundlagen und Empfehlungen für die Praxis. Um die Anliegen der schulergänzenden Bildung und Betreuung zu vertreten, ist der Verband mit wichtigen Akteur*innen aus der Branche vernetzt und bezieht öffentlich Stellung zu branchenrelevanten Themen. Einen speziellen Fokus legt der Verband in seinem Engagement auf die Verankerung des Bildungsauftrages der Angebote. So setzt sich kibesuisse insbesondere auch in der Berufs- und Weiterbildung für gut ausgebildete Fachmitarbeitende ein.

Was macht Qualität in schulergänzenden Tagesstrukturen aus?
×
+

Pädagogische Qualität äussert sich in drei Teilbereichen:

  • Orientierungsqualität (Erziehungsziele, pädagogische Grundhaltungen und Werte sowie Bildungs-, Betreuungs- und Erziehungsauftrag usw.).
  • Strukturqualität (Öffnungszeiten, Ausbildungsniveau, Betreuungsschlüssel usw.)
  • Prozessqualität (Interaktion zwischen Mitarbeitenden, Kindern/Jugendlichen und Eltern sowie die Gestaltung der pädagogischen Arbeit).

Um den qualitativen Entwicklungsprozess stetig weiter anzutreiben, kommt vor allem der Bearbeitung untenstehender Bereiche besondere Bedeutung zu:

  • Pädagogische Ziele und pädagogische Arbeit
  • Räumliche und materielle Ressourcen
  • Gesundheit und Sicherheit für Kinder/Jugendliche und Mitarbeitende
  • Gute Arbeitsbedingungen der Mitarbeitenden und Entwicklungsmöglichkeiten
  • Zusammenarbeit mit Eltern und Schule

Einige Kantone haben dazu Qualitätsrichtlinien definiert. Einen zusätzlichen Rahmen stellt kibesuisse mit den «Richtlinien für schulergänzende Tagesstrukturen» zur Verfügung.

Wer arbeitet in schulergänzenden Tagesstrukturen?
×
+

Unmittelbar mit den Kindern arbeiten folgende pädagogische Fachpersonen:

  • Sozialpädagog:innen HF oder FH
  • Kindheitspädagog:innen HF
  • Absolvent:innen einer pädagogischen Hochschule mit Zusatzausbildung
  • Fachmann und Fachfrau Betreuung Fachrichtung Kinderbetreuung EFZ

Unterstützt werden diese oft von nicht pädagogisch ausgebildeten Mitarbeitenden oder von Jugendlichen (in Ausbildung, im Praktikum und Zivildienstleistende). Die operative Leitung liegt bei der Leitung Betreuung.

Wie viele Betreuungspersonen braucht es in einer schulergänzenden Tagesstruktur?
×
+

Der Betreuungsschlüssel (wie viele Kinder/Jugendliche werden gleichzeitig durch eine pädagogisch ausgebildete Fachperson betreut?) wird von einigen Kantonen vorgegeben und ist sehr unterschiedlich. Er variiert von 1:8 bis 1:25. Kibesuisse macht vom Alter der Kinder abhängige Empfehlungen in den «Richtlinien für schulergänzende Tagesstrukturen».

Welche Lohn- und Anstellungsempfehlungen gelten für Fachmitarbeitende in schulergänzenden Tagesstrukturen?
×
+

Bei der Lohnfestlegung in einer schulergänzenden Tagesstruktur sollen Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortung angemessen berücksichtigt werden. In öffentlich-rechtlichen Einrichtungen gelten die kantonalen oder kommunalen Besoldungsordnungen. Kibesuisse definiert in den kibesuisse Lohn- und Anstellungsempfehlungen für Betreuungspersonen in schulergänzenden Tagesstrukturen weitere lohnwirksame Anstellungsbedingungen.

Was muss bei der Raumausstattung beachtet werden?
×
+

Die Gestaltung der Innen- und Aussenräume orientiert sich an den pädagogischen Schwerpunkten und an den unterschiedlichen Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen. Die Räume fördern das Wohlbefinden und die Lernprozesse der Kinder und Jugendlichen. Idealerweise ist ein Raumkonzept vorhanden, in welchem neben den zugeordneten Funktionen auch die pädagogischen Aspekte deklariert sind.

Einige Kantone definieren die benötigte Quadratmeterzahl pro Kind. Kibesuisse empfiehlt, im Minimum fünf Quadratmeter Fläche pro Kind zu berechnen. Die Räume müssen den feuer- und baupolizeilichen Vorschriften entsprechen und entsprechend abgenommen worden sein.

Was braucht es für die Eröffnung einer schulergänzenden Tagesstruktur?
×
+

Schulergänzende Tagesstrukturen werden in der Regel durch eine Gemeinde oder Schule aufgrund einer gesetzlichen Vorgabe (Angebotsverpflichtung bei Bedarf) oder aufgrund eines Gemeinde-/Schulratsbeschlusses initiiert. Vereinzelt sind es auch private Interessensgruppen, die ein Angebot lancieren.

Beim Aufbau eines privat-rechtlichen Angebotes sind die kantonalen oder kommunalen Vorgaben zu beachten.

Beim Aufbau eines öffentlich-rechtlichen Angebots gibt es in der Regel keine oder nur wenige Vorgaben. Meist wird eine Arbeitsgruppe (z.B. Gemeinde- und/oder Schulratsmitglieder mit weiteren Fachpersonen) gebildet, die dann die notwendigen Grundlagen erarbeiten und den Aufbau des Angebots begleitet.

Kibesuisse empfiehlt, dass die Grundlagen folgende Dokumente umfassen:

  • Betriebskonzept
  • Pädagogisches Konzept
  • Verhaltenskodex zur Prävention von physischen, psychischen und sexuellen Grenzverletzungen
  • Hygienekonzept
  • Sicherheitskonzept

Tagesschulen

Kibesuisse unterstützt und befürwortet den Ausbau von Tagesschulen (in einigen Gebieten der Schweiz auch Ganztagesschulen genannt).

Wie soll die Zusammenarbeit in einer Tagesschule aussehen?
×
+

Tagesschulen sind aus Sicht von kibesuisse Schulen, in welchen die Bildung, Betreuung und Erziehung aus einer Hand, d.h. Unterricht und schulergänzende Bildung und Betreuung gemeinsam gedacht und konzipiert werden. Lehr- und Betreuungspersonen arbeiten eng und auf gleicher Augenhöhe zusammen, planen den Schulalltag gemeinsam und fördern die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen z.B. durch eine gemeinsame Rhythmisierung des ganzen Tages, eine gemeinsame Reflektion des individuellen Bildungs- und Entwicklungsstands der Kinder/Jugendlichen und gemeinsamer Elterngespräche. Tagesschulen arbeiten nach aktuellen und zeitgemässen pädagogischen Grundsätzen, wie sie aus dem Orientierungsrahmen für frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung abzuleiten sind, setzen ein für die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen relevantes Qualitätsmanagement um und stellen das Kind und deren Entwicklung ins Zentrum.

Woran orientieren sich die Angebote der Tagesschule?
×
+

Tagesschulen sollen den Kindern und Jugendlichen vielfältige Angebote zur Auswahl stellen, die sie selbstbestimmt nutzen können. Die drei Grundbedürfnisse nach Autonomie, Kompetenzerleben und sozialer Eingebundenheit (Aufnahme, Entwicklung und Vertiefung von Peer-Beziehungen) sind in den Angeboten erfüllt. Kinder und Jugendliche können bezüglich Themenfindung und Durchführung von Angeboten partizipieren.          

 

Worauf soll bei den Räumlichkeiten geachtet werden?
×
+

Tagesschulen sollen über Räumlichkeiten verfügen, die flexibel genutzt werden können sowie Alltagsqualitäten und nicht bloss Unterrichtsqualitäten aufweisen. Räume werden nicht umsonst häufig als der «dritte Erziehende» bezeichnet. Sie bieten somit – wie die Erwachsenen – Kindern und Jugendlichen Geborgenheit sowie Herausforderung und Stimulation.

Was ist bezüglich Beziehung wichtig?
×
+

In Tagesschulen soll eine positive Beziehungsqualität (wertschätzend, beschützend, unterstützend, aufbauend und motivierend) zwischen Kindern/Jugendlichen und Erwachsenen gelebt werden. Aufmerksame Betreuungspersonen nehmen Fragen und Interessen der Kinder und Jugendlichen wahr. Kinder/Jugendliche spüren bei den Erwachsenen ein echtes Interesse an ihren Tätigkeiten, Gedankengängen und Empfindungen. Erwachsene gehen ernsthaft auf die Äusserungen der Kinder und Jugendlichen ein und versuchen, mit ihnen gemeinsam Fragen zu beantworten, Geschehnisse zu erforschen und Lösungswege zu erarbeiten.